Die Stadtheiligen
Die Legende von Felix, Regula und Exuperantius
Die älteste Verschriftlichung der Legende von Felix und Regula liegt in der Stiftsbibliothek St. Gallen vor, in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts.
Eine Abschrift dieses Textes liegt ausserdem vor in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Dieser Text ist vermutlich eine Abschrift einer Zürcher Quelle, für die aber wenig höheres Alter angenommen wird. Die Entstehung der Legende ist damit kaum früher als um die Mitte des 8. Jh. anzusetzen; sie ist damit wesentlich jünger als die Verehrung der Thebäischen Legion, die in der Passio acaunensium martyrum, dem ältesten schriftlichen Zeugnis aus dem Gebiet der Schweiz überhaupt, bereits im späten 4. Jahrhundert überliefert wurde.
Die Legende von "Passio sanctorum Felicis et Regula" erzählt von den Martyrien während der diokletianischen Christenverfolgung von 302 bis 305 n. Chr. Diokletian ernannte Maximian 286 zu seinem Mitkaiser, welcher in vielen Berichten als berüchtigter Christenverfolger auftritt.
Felix und Regula, Geschwister und Hauptfiguren der Legende, entkamen dem Massaker der Thebäischen Legion im Wallis durch eine "Wanderschaft", die sie durch das Glarnerland führte und schliesslich zum Zürichsee brachte. Trotz der Schilderung des Glarnerlandes als «wüste und öde Gegend» war diese Region gut besiedelt. In Zürich, nahe dem Kastell Turicum, verbrachten sie Zeit im Gebet.
Jedoch wurden sie von Maximians Soldaten entdeckt und vom Anführer Decius konfrontiert. Aufgefordert, die Götter Jupiter und Merkur zu verehren, weigerten sie sich und erlitten viele Qualen. Schliesslich wurden sie am Limmatufer enthauptet. Der Legende nach standen Felix und Regula aber wieder auf, trugen ihre Köpfe 40 Schritte den Hügel hinauf und legten sie dort ab. An dieser Stelle wurden sie begraben, und später wurde dort das Grossmünster errichtet.
In der Krypta der Wasserkirche befindet sich der Hinrichtungsstein, ein Findling des Linthgletschers, auf welchem Felix und Regula enthauptet wurden.
Trotz der Reformation, die den Heiligenkult stark einschränkte, blieb der 11. September als Gedenktag bestehen. Huldrych Zwingli behielt das Datum bei, da es tief in der Tradition verwurzelt war. Bis ins 19. Jahrhundert wurde an diesem Tag die «Zürichilbi» gefeiert, ein Kirchweihfest verbunden mit einem grossen Volksfest.
Das Zürcher Knabenschiessen, ursprünglich eine vormilitärische Übung für Jungen, fand seit dem 17. Jahrhundert jeweils am 11. September im Sihlhölzli statt. Seit 1899 wird es am zweiten Septemberwochenende gefeiert und bleibt nahe dem historischen Gedenktag.
Besonders bemerkenswert ist, dass der Verband Orthodoxer Kirchen im Kanton Zürich im 21. Jahrhunderts die Prozession zu Ehren von Felix, Regula und Exuperantius wieder aufleben liess.
Diese ökumenische Prozession führt vom Fraumünster über die Wasserkirche bis zum Grossmünster und verbindet verschiedene christliche Gemeinschaften in Zürich, indem sie der historischen Pilgerroute folgt.
Auf der Führung folgen wir den Schritten von Felix, Regula und Exuperantius und besuchen auch die Krypta der Wasserkirche!