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Hans Waldmann - Heerführer - Tyrann - Zürcher Bürgermeister

Frühes Lebens und Erlebnisse im Krieg


Hans Waldmann wurde 1435 in Blickensdorf geboren und erlebte als Kind die Verwüstung seines Dorfes durch die Zürcher Streitkräfte. 1443 verlor er mehrere Verwandte in der Schlacht bei Sankt Jakob vor den Toren Zürichs. Diese frühen Kriegserlebnisse prägten ihn tief und legten den Grundstein für seine spätere Karriere.


Aufstieg in Zürich


Nach den Kriegen zog Hans Waldmann nach Zürich, wo er als Gerber arbeitete. Bereits 1464 erlangte er durch die Heirat mit Anna Edlibach, der Witwe des Chronisten Gerold Edlibach, sozialen Aufstieg. Diese Verbindung sicherte ihm ertragreiche Pfründe und den Einsitz in die adlige Gesellschaft der Constaffel. Als Zunftmeister der Zunft zum Kämbel trat er schließlich in den Stadtrat ein und stieg weiter auf.

Militärische Erfolge in den Burgunderkriegen


Während der Burgunderkriege von 1476 bis 1477 führte Waldmann das Hauptkontingent in der Schlacht bei Murten, wo Burgunderherzog Karl der Kühne entscheidend geschlagen wurde. Vor dieser Schlacht sicherte er Freiburg und unternahm verschiedene Ausfälle gegen burgundische Gebiete. Seine militärischen Fähigkeiten bewies er erneut in der Schlacht bei Nancy im Oktober 1476, wo er als Heerführer agierte.

Bürgermeister von Zürich


Hans Waldmann, der seit 1480 oberster Zunftmeister war, wurde im Dezember 1482 zum Bürgermeister von Zürich gewählt. Seine Wahl ersetzte in der ersten Amtsperiode des Jahres 1483 Heinrich Göldli und unterstrich den Einfluss, den Waldmann unter seinen Ratskollegen hatte. Während seiner Amtszeit setzte Waldmann zahlreiche Reformen um. Er stärkte den Einfluss der Handwerkerzünfte, beschränkte die Macht des Klerus und Adels und etablierte eine bürgerliche Ordnung. Trotz dieser Reformen führten Waldmanns autoritäre Massnahmen zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung.

Parallel zur Amtszeit von Waldmann wechselten sich im höchsten Amt der Stadt Zunftmeister Heinrich Röist und der Constaffler Heinrich Göldli ab. Ab 1483 wurde das zweite Bürgermeisteramt hinzugefügt, das mit Göldli besetzt wurde. Nach drei Jahren des Wechsels zwischen den Bürgermeistern Heinrich Röist, Heinrich Göldli und Hans Waldmann verlor Göldli 1486 sein Amt zugunsten von Waldmann. Von da an wechselten sich wieder zwei Bürgermeister halbjährlich ab, wie im "Zweiten Geschworenen Brief" festgelegt.

Diese halbjährliche Rotation des Bürgermeisteramtes war eine direkte Folge der Reformen, die nach dem Sempacherkrieg mit dem "Zweiten Geschworenen Brief" eingeführt wurden. Diese Reformen eingeschränkt die dominante Machtposition des Bürgermeisters und der historisch Habsburg-freundlichen Constaffel. Zunftmeister wurden vollwertige Ratsmitglieder und das Bürgermeisteramt war nicht mehr nur ein Privileg der Constaffel.

Der Zweite Geschworene Brief von 1393 gab den Zunftmeistern aussergewöhnliche Befugnisse zur Einmischung in die Staatsverwaltung. Der "Kleine Rat", das eigentliche Machtzentrum, organisierte sich in zwei Ratsgruppen: Dem "Natalrat" und dem "Baptistalrat".

In diesem Kontext spielte auch die Familie Röist eine wichtige Rolle. Der Sohn von Heinrich Röist, Markus Röist, welcher ab 1505 seinerseits Bürgermeister war, holte  Huldrych Zwingli an das Grossmünster.
 

Konflikte und Machtkämpfe


Waldmanns strenge Gesetze und sein Führungsstil zogen den Hass der Zürcher und anderer Eidgenossen auf sich. Insbesondere die Einschränkungen der bäuerlichen Rechte und die Hinrichtung des Luzerner Hauptmanns Frischhans Theiling sorgten für erhebliche Spannungen. 1488 verbot Waldmann den Bauern die Jagd und ordnete zur Sicherheit die Tötung aller Bauernhofhunde an. Diese Massnahme empörte die Bauern, da die Jagd nicht nur zur Nahrungsbeschaffung diente, sondern auch ein symbolisch wichtiges Recht darstellte. Die Tötung der Hunde war der unmittelbare Auslöser für den Bauernaufstand.

Sturz und Hinrichtung


1489 brach der Bauernaufstand aus, der sich gegen Waldmanns drakonische Massnahmen richtete. Die Rebellen belagerten Zürich, und schliesslich wurde Waldmann gefangen genommen. Nach einer kurzen Inhaftierung und Folterung wurde er am 6. April 1489 hingerichtet. Waldmann wurde im Fraumünster beigesetzt, wo eine Grabplatte an ihn erinnert.

Reiterstandbild


Im frühen 20. Jahrhundert entstand der Wunsch, dem Bürgermeister und Heerführer Hans Waldmann ein Denkmal zu setzen. Trotz einiger negativer Gutachten wurde der Auftrag an den Bildhauer Hermann Haller vergeben. Das endgültige Reiterstandbild, angeblich aus der Bronze eines verschrotteten italienischen Unterseeboots hergestellt, wurde am 6. April 1937 auf dem Münsterhof in Zürich eingeweiht. Die Einweihung zog 10.000 Besucher an und vermittelte den Eindruck grosser Einigkeit, obwohl einige patriotische Kreise sich ein traditionelleres Standbild gewünscht hätten.

Die Zunft zum Kämbel hatte das Denkmal gestiftet und hoffte auf eine Rehabilitierung ihres ehemaligen Zunftmeisters Waldmann, der möglicherweise einem "Justizmord" zum Opfer gefallen war. An jedem Sechseläuten legen die Mitglieder der Zunft zum Kämbel einen Kranz am Denkmal nieder. Während des Nationalsozialismus erhielt die Statue durch Propaganda eine neue Funktion und diente nicht mehr zur Glorifizierung einer Person, sondern als Symbol für den Zusammenhalt der Eidgenossenschaft.

Hans Waldmann - Bürgermeister von Zürich
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