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Katharina von Zimmern

Die Äbtissin


Katharina von Zimmern übertrug am 8. Dezember 1524 die Verwaltung des Fraumünsters auf den Bürgermeister und den Rat der Stadt Zürich, was zu dieser Zeit eine bemerkenswerte und beispiellose Entscheidung war. Die Beweggründe, warum die damalige Äbtissin und Stadtherrin das Fraumünster samt seines beträchtlichen Vermögens übergab, sowie die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die Stadt und Katharina selbst, werfen Fragen auf. Obwohl es nur wenige persönliche Dokumente von Katharina von Zimmern gibt, ist ihr Leben für eine Frau des 16. Jahrhunderts überraschend gut dokumentiert.

Katharina von Zimmern entstammte einer angesehenen Familie mit humanistischer Bildung. Als Flüchtlingskind kam sie 1488 von Messkirch in Süddeutschland nach Weesen am Walensee. Ihr Vater, der in Ungnade gefallen war, schaffte es, sie und ihre Schwester in der Abtei Fraumünster unterzubringen. Im Jahr 1496 wurde Katharina zur Äbtissin gewählt. In ihrer Rolle als Fürstäbtissin fungierte sie als Stadtherrin, übernahm repräsentative Aufgaben und leitete die Geschäfte der wohlhabenden Abtei als geschickte Geschäftsfrau. Katharina von Zimmern investierte in die Renovierung der Kirche und förderte den Chorgesang.
 
Sie liess einen neuen Äbtissinnenhof errichten, von dem zwei prächtig geschmückte Räume heute im Landesmuseum zu sehen sind. Während ihrer 28-jährigen Amtszeit blieb Katharina stets taktvoll und kompetent, ohne Anlass zur Kritik zu geben. Es wird vermutet, dass sie während ihrer Zeit als Äbtissin eine Tochter zur Welt brachte, was sie jedoch geheim hielt.

Die Stadt Zürich vor "unruoh und ungemach" bewahren
Ab Januar 1519 begann Huldrych Zwingli damit, das Evangelium auszulegen. Jeden Freitag, wenn auf dem Münsterhof Markt abgehalten wurde und viele Menschen aus der Umgebung strömten, hielt er seine kontroversen Predigten auch im Fraumünster. Dadurch trug Katharina von Zimmern zur Verbreitung der Reformation bei. Befürworter und Gegner der "neuen Lehre" übten Druck auf sie aus. Schliesslich entschied sie sich, die Abtei aufzugeben.

Verzicht und Übergabe an die Stadt Zürich
Der Rat der Stadt richtete das Fraumünsteramt ein, um das beträchtliche Vermögen der Abtei zu verwalten, und führte die Buchführung wie zuvor über mehrere Jahrzehnte fort. Die Einrichtung einer städtischen Verwaltung dieser Grössenordnung war eine neue Herausforderung.
 
Katharina ebnete mit der Übergabe der reichsunmittelbaren Abtei Fraumünster den Weg für die konkrete Umsetzung der Reformation. Dadurch ermöglichte sie es dem Rat, auch die anderen Klöster in der Stadt aufzulösen.

Katharina verzichtete freiwillig auf ihre Position und alle damit verbundenen Privilegien und Rechte, auch wenn sie dadurch die Ächtung ihrer katholisch gebliebenen Familie in Kauf nehmen musste. In der Übergabeurkunde betonte sie, dass ihre Entscheidung freiwillig war und der Zeitgeist dies erforderte.

Der Rat sicherte Katharina von Zimmern zu, sie als Bürgerin zu schützen, und respektierte ihre Handlungsfreiheit, indem er sie als einzige Bürgerin "unbeaufsichtigt" ließ. Katharina durfte in der Abtei wohnen bleiben und erhielt eine großzügige Rente.

Katharina von Zimmern und Huldrych Zwingli
Eine weitere bedeutsame Episode aus Zwinglis Jugend ereignete sich in Weesen am Walensee, wo er von 1489 bis 1494 bei seinem Onkel Bartholomäus lebte. 

Es ist bekannt, dass Katharina von Zimmern in unmittelbarer Nähe zu Zwingli in Weesen wohnte, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise eine Jugendfreundin von ihm war. Diese Bekanntschaft könnte für Zwingli von Vorteil gewesen sein und ihm möglicherweise den Zugang ermöglicht haben, im Fraumünster zu predigen.

Katharina von Zimmern - Die letzte Äbtissin vom Fraumünster
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